Content-Marktplatz

Im Sommer 2017 wurde im Auftrag des Vorstands der DH.NRW eine Arbeitsgruppe „Content-Marktplatz NRW“ eingerichtet, um Konzepte zu eruieren, wie das digitale Lehren und Lernen an den Hochschulen in NRW gestärkt und der Austausch von Materialien und Werkzeugen gefördert werden kann. Die Gruppe hat dazu verschiedene Varianten für eine Lösung in NRW erarbeitet, die auch die aktuellen Entwicklungen in anderen Bundesländern und auf nationaler bzw. europäischer Ebene berücksichtigt. Dies betrifft insbesondere die Diskussion über „Offene Bildungsressourcen“ (OER) und deren bildungspolitische/ -strategische sowie medien-/hochschuldidaktische Bedeutung. Die abgestimmten Empfehlungen der Arbeitsgruppe über die Etablierung und Förderung eines OER-Netzwerkes, wurden in Q4/2017 in verschiedenen ExpertInnenkreisen und Gremien vorgestellt und in einem Zwischenbericht niedergelegt. Das Vorprojekt Content-Marktplatz NRW baut auf den Empfehlungen der Arbeitsgruppe und den Ergebnissen der anschließenden eingeholten Rückmeldungen auf.

Um digitales Lehren und Lernen an den Hochschulen zu befördern soll ein Netzwerk in NRW aufgebaut werden, in dem Bildungsressourcen entwickelt und für die Nachnutzung und Weiterbearbeitung an anderen Hochschulen bereitgestellt werden. Digitales Lehren und Lernen erfordert einen Ansatz, der in der Entwicklung und Dissemination über den einzelnen Standort hinausgeht. Nur in der Mehrfachnutzung an verschiedenen Hochschulen / in verschiedenen Lehr- und Lernsettings erweist sich der Mehraufwand, der in der Regel mit der Produktion, Bereitstellung und Pflege von E-Learning verbunden ist, als sinnhaft.

Die avisierte, technische Lösung beruht auf einer verteilten Infrastruktur eines Content-Netzwerkes, in der Lernplattformen entweder direkt oder via Repositorien, die u.a. an den Hochschulen betrieben werden, angebunden sind. Gleichzeitig werden Inhalte in das Online-Landesportal eingespeist, das als hochschulübergreifender Zugangspunkt zu den Contents fungiert. Die Nutzung eines gemeinsamen Metadatenstandards ermöglicht eine verteilte Suche über den gesamten Bestand aller angeschlossenen Lernplattformen/Repositorien. Die Lösung fokussiert dabei die Herausforderungen, die sich mit der Dissemination von offen-lizenzierten Bildungsressourcen (OER) in einem „informationell offenen Ökosystem“ stellen: Je nach Lizenz können diese von Lehrenden kostenfrei genutzt, kommentiert, bearbeitet, gemixt und wieder im Netz bereitgestellt werden, was besondere didaktische Chancen für die Lehre eröffnet und den Zugang zu „Bildung als öffentliches Gut“ programmatisch sichtbar macht.

Bei dem Netzwerk handelt es sich um ein komplexes sozio-technisches System, in dem die zu entwickelnde technische Plattform neue Möglichkeiten zur Kooperation zwischen Lehrenden eröffnet. Ob diese Kooperation auch tatsächlich erfolgt, hängt dabei jedoch entscheidend von verschiedenen kulturellen und organisatorischen Fragestellungen ab, die im Rahmen des Vorprojektes parallel zum Aufbau des technischen Prototypens untersucht und vorbereitet werden.

Der Aufbau des Netzwerkes erfordert Maßnahmen in verschiedenen Bereichen. Besonderer Bedeutung kommt dabei der Einbeziehung einer Reihe von (hochschulpolitischen) Akteuren zu. Wichtig ist insbesondere die Einbindung der Hochschulleitungsgremien der NRW-Hochschulen und die Abstimmung mit anderen Länder-/Bundesinitiativen.

Handlungsrahmen und Zielsetzung des Vorprojektes orientieren sich an dem vom Vorstand der DH.NRW im März 2018 beschlossenen „Positionspapier der Digitalen Hochschule NRW zu den Handlungsfeldern Studium und Lehre sowie Administration und Infrastruktur“, insbesondere an den darin umrissenen Zielsetzungen zur Verknüpfung des OER-Netzwerkvorhabens mit dem Aufbau eines Online-Landesportals für Studium & Lehre.

Als Maßnahmenbereiche, die im Vorprojekt adressiert werden, sind insbesondere zu nennen:

• Erprobung von Varianten für die Umsetzung einer verteilten OER-Infrastruktur
• Entwicklung eines Konzepts zur Förderung der Content-Erstellung an Hochschulen
• Erarbeitung einer Systematik für die Partizipation am Content-Netzwerk, die einen Überblick über die mit der kooperativen Herstellung von OER verbundenen Vorteile, Hemmnisse und Anreize bietet
• Erarbeitung von Handlungsempfehlungen möglicher Maßnahmen, Anreize und unterstützender Services

Das Vorprojekt wird Lösungen pilotieren und evaluieren, die anschließend in der Fläche in NRW diskutiert, bewertet und bei Erfolg ausgerollt werden können.

Die im Vorprojekt definierten Maßnahmen werden durch die verschiedenen Konsortialpartner im Projekt bearbeitet:

Projektmanagement, Konzeption und Kommunikation
(Universität Duisburg-Essen, Dr. Pia Sander)

• Koordination
• Ansprechpartner und Berichterstattung
  • Zusammenführung der technischen, didaktischen und organisatorischen Ergebnisse des Vorprojektes im Rahmen der Erstellung eines Konzeptpapiers
  • Konzept für die Folgephase (inkl. gemeinsamen Governance-Struktur mit dem Online-Landesportal)
• Durchführung von Informationsveranstaltungen und Workshops
• Kooperationen und Verzahnung
  • Verzahnung und Zusammenarbeit mit Dritten
  • Einbindung von Interessen- und Bedarfslagen beteiligter Stakeholder

Bedarfserhebung, Systematisierung, Dissemination
(TH Köln, Prof. Dr. Christian Kohls)

• Recherche vorhandener OER-Bestände in NRW
• Bedarfserhebung
  • Good Practices bei der Bereitstellung von OER in NRW
  • Erhebung von Beweg- und Blockierungsgründen für die Bereitstellung bereits vorhandener (noch nicht freizugänglicher) Materialien als OER
• Entwicklung
  • Maßnahmen und Anreizen zur Entwicklung und Dissemination von Content
  • Systematik für die Partizipation am Netzwerk
  • Supportmodelle für die Professionalisierung der Content-Entwicklung
• Prozessualisierung des Einbezuges kooperationswilliger Mitgliedshochschulen

Technische Infrastruktur
(hbz, Jan Neuman)

• Erhebung und Analyse bestehender Software-Lösungen zum Austausch von Lernmaterialien
• Identifikation nachnutzbarer internationaler OER-Quellen
• Aufbau und Erprobung einer prototypischen Lösung
• Mitarbeit an der Spezifikation des Metadatenstandards

Pilotierung
(Universität Paderborn, Prof. Dr. Gudurn Oevel)

• Aufnahme der vorhandenen technischen Systeme und Prozesse an den Pilothochschulen
• Entwicklung von Soll-Prozessen und Schnittstellen
• Unterstützung der Pilothochschulen bei der exemplarischen Erprobung und Reflexion der Partizipationsmöglichkeiten